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Ja, nein, ich mein‘ jein! Nicht nur die Jungs von Fettes Brot haben Probleme sich zu entscheiden. Ich denke, wir tun uns alle von Zeit zu Zeit schwer damit. Wie trifft man aber die richtige Entscheidung? Dieser Artikel unterstützt dich durch wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Tipps, um dir zu helfen, ab jetzt richtig zu entscheiden.
Übersicht
- Die Sache mit dem Eisberg: Unbewusste und bewusste Prozesse
- Antonio und das Bauchgefühl
- 7 Tipps für richtiges Entscheiden
- Gib der Entscheidung Futter
- Fehlentscheidung
- Entscheidungsfindung unter Stress: Keine gute Idee
- Entscheide richtig
- Für Mitglieder: Ein kraftvolles Tool für komplexe Entscheidungen +
- Entscheidungshilfe zum Ausdrucken und Aufstellen
Die Sache mit dem Eisberg: Unbewusste und bewusste Prozesse
Forschungen zufolge treffen wir bis zu 20.000 Entscheidungen pro Tag. Die meisten davon, zum Beispiel das Drücken der Snooze-Taste am Morgen, geschehen fast automatisch. Man glaubt, dass wir etwa 90% unserer Entscheidungen unbewusst treffen. Doch bei wichtigen Entscheidungen, besonders im beruflichen Kontext, ist ein bewusster Entscheidungsprozess unerlässlich. Damit wären wir bei der Spitze des Eisbergs. Hier ist es wichtig, das Zusammenspiel zwischen unserem bewussten Denken und unbewussten Intuitionen zu verstehen.
Antonio und das Bauchgefühl
Früher dachte man, dass gute Entscheidungen rein logisch und rational sein müssen: Es lebe die Pro- und Contra-Liste in Excel! Der Neurologe Antonio Damasio entdeckte jedoch, dass die Emotionen eine zentrale Rolle bei Entscheidungen spielen. Seine Forschungen zeigen, dass Menschen, deren emotionalen Gehirnarealen beschädigt oder operativ entfernt wurden, nicht mehr in der Lage waren, Entscheidungen zu treffen. Sie schafften es nicht mal, einfachste Dinge auszuwählen. Dies beweist, dass effektives Entscheiden nicht nur logisches Denken, sondern besonders auch emotionale Intelligenz erfordert. Damasio glaubt, dass unsere Gefühle ein körperlicher Ausdruck unserer innersten Wünsche und Ängste sind. Sie sind das, was uns antreibt, bestimmte Entscheidungen zu treffen und andere zu vermeiden. Seine Entdeckung sollte uns dazu ermutigen, auf unsere Gefühle zu hören und sie aktiv in unsere Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen, denn sie zeigen uns, was für uns persönlich wichtig ist.
7 Tipps für richtiges Entscheiden
Neben dem Vertrauen auf das Bauchgefühl gibt es ein paar weitere gute Tipps, um die richtige Entscheidung zu treffen:
1. Schlaf drüber:
„Eine Nacht darüber schlafen“ ist nicht nur ein Sprichwort, sondern eine effektive Strategie. Unzählige Studien bestätigen, dass Schlaf bei Entscheidungsfindung hilft. Unser Gehirn verarbeitet Informationen im Schlaf, was oft zu klareren und ausgewogeneren Entscheidungen am nächsten Morgen führt. Wenn du also zwischen zwei Optionen hin- und hergerissen bist, gönn dir ein Nickerchen und lass dein Unterbewusstsein arbeiten.
2. Vermeide Entscheidungsmüdigkeit (Decision Fatigue):
Müssen wir zu viele Entscheidungen über einen bestimmten Zeitraum treffen, tritt eine Art Entscheidungsübermüdung ein. Über den Tag nimmt die mentale Energie ab und ist irgendwann aufgebraucht. Sorge also dafür, dass du gut ausgeruht und entspannt bist, wenn du wichtige Entscheidungen triffst. Abends ist dafür demnach nicht die beste Zeit, da wir nach einem Tag mit unzähligen Entscheidungen mental ermüdet sind. Dann gehen wir quasi den Weg des geringsten Widerstands, was auch dazu führen kann, dass wir gar nicht entscheiden. Dazu kann Müdigkeit deine Urteilsfähigkeit beeinträchtigen.
Das Phänomen der Entscheidungsmüdigkeit zeigt sich übrigens auch, wenn wir zu viel Auswahl haben. Nach dem „Paradox of Choice“ führen zu viele Möglichkeiten dazu, dass man lieber keine Entscheidung fällt, statt falsch zu entscheiden. Also neigen Menschen, die von zu vielen Optionen überwältigt sind, dazu, am Ende gar keine Wahl zu treffen.
3. Schaffe Routinen
Indem du bestimmte Entscheidungen zu Routinen machst, die unterbewusst und automatisiert ablaufen, sparst du Zeit und Energie. Zum Beispiel kannst du dir eine Capsule Wardrobe zulegen (vielleicht sogar so weit gehen, dass du für jeden Wochentag ein festes Outfit hast), wöchentliche Meal-Prep-Routine aneignen oder feste Tag für die Erledigung bestimmter Dinge festlegen. Dieses Vorgehen hilft, einer Entscheidungsmüdigkeit vorzubeugen.
4. Der Münzwurf-Trick
Interessanterweise kann der einfache Trick, eine Münze zu werfen, helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Nicht, weil wir einfach das Schicksal entscheiden lassen wollen, sondern weil der Vorgang selbst Aufschluss darüber geben kann, was wir wirklich möchten. Während die Münze sich noch in der Luft dreht, wird unser innerer Wunsch immer präsenter. Entweder macht es sich so bemerkbar, dass du dir schon insgeheim eine bestimmten Seite (Kopf oder Zahl) wünschst, oder aber du bist bei dem Ausgang des Wurfes enttäuscht – beides zeigt, was du wirklich möchtest.
5. Stehe auf! Der Einfluss der Körperhaltung
Wusstest du, dass Stehen beim Entscheiden zu besseren Ergebnissen führen kann? Studien zeigen, dass Entscheidungen, die im Stehen getroffen werden, oft rationaler und durchdachter sind. Ein einfacher Wechsel der Körperhaltung kann also deinen Entscheidungsprozess verbessern.
6. Die 10-10-10-Methode
Bei dieser Methode zur Entscheidungfindung handelt es sich quasi um eine gedankliche Zeitreise, bei der du kurz-, mittel- und langfristig die jeweiligen Konsequenzen deiner Entscheidung betrachtest. Diese effektive Technik wurde von der Amerianischen Autorin Suzy Welch in ihrem Buch „10-10-10: A Life Transforming Idea“ präsentiert. Hast du beispielsweise ein tolles Job-Angebot bekommen, das jedoch einen Umzug in eine andere Stadt voraussetzt, erkennst durch die Technik vielleicht, dass es zwar in 10 Wochen noch aufregend und eine tolle Chance ist, du in 10 Monaten aber deine Familie und Freunde sehr vermissen wirst und über 10 Jahre so weit weg von deinen Liebsten langfristig nicht glücklich sein kannst. Dann solltest du den Job vielleicht lieber nicht annehmen.
Es kann aber auch bei einer Kaufentscheidung helfen: Wie wichtig wird das Produkt für mich in 10 Tagen, 10 Monaten und 10 Jahren sein? Dieses Vorgehen relativiert die Tragweite und erleichtert die Entscheidung.
7. Gut ist gut genug
Wenn du ein wenig genügsamer bist und nicht stets nach der perfekten Option suchst, dann kannst du viel schneller eine zufriedenstellende Entscheidung treffen.
Gib der Entscheidung Futter
Wir wissen nun also, dass das Bauchgefühl, die Intuition oder wie auch immer wir es nennen wollen, einen maßgeblichen Anteil an der richtigen Entscheidung hat. Aber es bleibt ein Zusammenspiel mit einer rationalen Bewertung, auch wenn diese teils unbewusst passiert. Das bedeutet, dass du gute Entscheidungen triffst, wenn du voll im Thema bist und gleichzeitig deine Emotionen berücksichtigst oder aber dem Bauchgefühl noch zusätzliche Fakten lieferst, indem du recherchierst, versuchst geeignete Informationen zusammenzusuchen, um richtig entscheiden zu können. Das reine Bauchgefühl ohne jegliche Kenntnis vom Thema ist kein guter Berater.
Fehlentscheidung
Natürlich kann man immer mal eine falsche Entscheidung treffen. Interessanterweise können wir uns diese immer dann besser „schön reden“, wenn wir unserem Bauchgefühl gefolgt sind. So oder so sollte man sich von Fehlentscheidungen nicht runterziehen lassen. Du hast nun mal zu einer bestimmten Zeit aus damals guten Gründen so entschieden – nimm es so hin, es lässt sich eh nicht mehr rückgängig machen. Schau nach vorne und lass das „Wäre, Sollte, Hätte“!
Entscheidungsfindung unter Stress: Keine gute Idee
vor allem unter Stress neigen wir übrigens dazu, keine oder schlechtere Entscheidungen zu treffen. Wir verlassen uns dann auf bekannte, aber nicht unbedingt vorteilhafte Muster. In bedrohlichen Situationen schüttet das Gehirn Noradrenalin aus, was uns blitzschnell reagieren lässt, aber auch weite Teile der Großhirnrinde abschaltet. Rationale Entscheidungen sind dann praktisch nicht mehr möglich. Dies kann dazu führen, dass wir oft genau das Falsche tun.
Um bessere Entscheidungen zu treffen, ist es wichtig, Stress zu managen. Einfache Techniken wie tiefe Atemübungen gegen Stress und regelmäßige Pausen können helfen, geeigneten Raum für bewusste Entscheidungen zu schaffen. Denke daran: Ein klarer Kopf trifft klare Entscheidungen!
Entscheide richtig
Richtig zu entscheiden, ist keine Raketenwissenschaft, sondern eine Fähigkeit, die durch Übung und Selbstkenntnis verbessert werden kann. Indem du deine Emotionen und Intuitionen berücksichtigst, Stress reduzierst und verschiedene Entscheidungstechniken anwendest, kannst du lernen, gute Entscheidungen zu treffen, die dein Leben positiv beeinflussen. Jede Wahl, die wir treffen, ist eine Möglichkeit, uns selbst zu definieren und unseren Weg zu bestimmen. Daher ist es immer besser, zu überlegen, wohin uns die Entscheidung führen soll, als sich darauf zu fokussieren, was wir nicht möchten. Und wenn wir unsere Emotionen in den Prozess einbeziehen, können wir Entscheidungen treffen, die wirklich zu uns passen.
“Triff niemals Entscheidungen, die auf Angst basieren. Triff Entscheidungen auf der Grundlage von Hoffnung und Möglichkeiten. Triff Entscheidungen basierend auf dem, was passieren sollte, nicht auf dem, was nicht passieren sollte.”
“Don’t ever make decisions based on fear. Make decisions based on hope and possibility. Make decisions based on what should happen, not what shouldn’t.“
– Michelle Obama
Für Mitglieder: Ein kraftvolles Tool für komplexe Entscheidungen +
Und jetzt möchte ich dir noch ein tolles Werkzeug ans Herz legen, das dir helfen kann, festgefahrene Entscheidungssituationen zu lösen:
Das Tetralemma
Dabei handelt es sich um ein Werkzeug aus der systemischen Beratung. Es bietet vier Optionen an: Möglichkeit A und Möglichkeit B, also das eigentliche „Dilemma“, beides sowie keines von beiden. Außerdem gibt es noch eine fünfte Wahlmöglichkeit, die außerhalb des Zusammenhangs liegt. Durch das Betrachten einer Entscheidung aus diesen unterschiedlichen Perspektiven können neue Lösungen und Ansätze entdeckt werden.