Die Mental Load Revolution – Wie moderne Paare die Last teilen

Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten

Bist du Mutter und fühlst dich manchmal wie eine Jongleurin, die krampfhaft versucht, alle Bälle in der Luft zu halten? Geht es dir dabei auch so, dass du die ganze Zeit konzentriert die Luft anhältst und völlig vergisst, zwischendurch auch mal ordentlich durchzuatmen?


Dass du damit nicht allein bist, zeigt die Tatsache, dass das Thema Mental Load immer mehr mediale Aufmerksamkeit bekommt. Besonders für beruflich bereits voll ausgelastete Frauen mit Kindern kann die unsichtbare Last der ständigen geistigen Planung und Organisation des Familienlebens überwältigend sein. Ich möchte mit dir hier eine kleine Revolution wagen, durch die die Belastung auf mehrere Schultern verteilt wird.

Was ist eigentlich Mental Load?

Stell dir den Mental Load wie eine App vor, die ständig im Hintergrund läuft. Sie organisiert, plant und erinnert dich an alles, was in deinem und dem Leben deiner Familie ansteht. PLING → ein Arzttermin, PLING → Lernen für die nächste Mathearbeit, PLING → anstehende Geschenkeinkäufe, …
PLING!PLING!PLING!
Der Mental Load umfasst all die kleinen und großen Dinge, die erledigt werden müssen, damit das Familienleben reibungslos läuft. Das Problem? Diese „App“ verbraucht eine Menge Energie und läuft oft auf Hochtouren, besonders bei Frauen, die gesellschaftlich bedingt meistens die Hauptlast tragen.

Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau

Die Ergebnisse der WSI-Erwerbspersonenbefragung verdeutlichen, dass besonders Frauen und vor allem Mütter die überwiegende Mehrheit dieser Belastung tragen. Besonders unausgewogen ist die Verteilung der Last, wenn Kinder im Haushalt leben oder wenn Frauen teilzeitbeschäftigt sind. Unter diesen Umständen übernehmen sie meistens nahezu allein die Verantwortung für die Betreuung der Kinder, die Haushaltsführung und die Pflege von Familienangehörigen. Auffällig ist zudem, dass die Verteilung des Mental Load auch dann deutlich zu Lasten der Frauen geht, wenn diese ebenfalls einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Es zeigt, wie tiefgreifend die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen noch immer sind, die Frauen unverhältnismäßig stark in die Rolle des Familienmanagements drängen.

Es ist aus!

Wir haben Schluß gemacht! Vor etwa 10 Jahre standen wir – wie viele Eltern nach einer Trennung – vor der Herausforderung, die Betreuung und Erziehung unseres Kindes bestmöglich zu regeln. Heutzutage kommt bei Scheidungen ja immer häufiger das Wechselmodell ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine faire und ausgewogene Lösung, bei der sich die Eltern die Betreuung und somit auch den Mental Load – im besten Fall – gerecht teilen. Konkret bedeutet das: Die Kinder leben abwechselnd bei jedem Elternteil, meist im wöchentlichen Rhythmus. Okay, anfangs war es schwer, weil ich feststellen musste, dass ich nicht nur meinen Partner verloren, sondern auch mein Kind nur noch in der Hälfte der Zeit bei mir hatte. Aber ich dufte auch feststellen, dass das eine wahnsinnig große Entlastung mit sich brachte. Ich hatte plötzlich Zeit für mich! Ich konnte mich verabreden, meinen Hobbies nachkommen und sogar wieder mehr arbeiten und mich somit auch um meine eigene Karriere kümmern.

Das Wechselmodell als Lösung

In dieser Zeit sprach ich mit einem Vater, der mir erzählte, dass er sich mit seiner Frau die Verantwortung für die Kinder ebenfalls wöchentlich wechselnd aufteile. Ich dachte zu der Zeit, das täten sie, weil sie beide selbstständig seien und damit beide gleichermaßen Flexibilität in ihre Termine bekämen,…
Das fand ich total super und hielt das für ein wirklich gerechtes und modernes Familiensystem. Wie sich später herausstellte, waren sie ebenfalls getrennt – nur deshalb hatten sie das Wechselmodell eingeführt. Aber wieso erst dann? Kann das nicht auch in einer gleichberechtigten, glücklichen Beziehung – also ganz ohne Trennung – helfen, den Mental Load zu reduzieren?

Gerechte Aufteilung des Mental Load

Im Wechselmodell trägt nicht mehr nur ein Elternteil die Hauptlast der Organisation und Planung. Beide Eltern sind gleichermaßen verantwortlich – nur eben abwechselnd. Das bedeutet, dass sich jedes Elternteil eine Woche lang voll und ganz auf die kindesbezogenen Aufgaben zu konzentrieren hat, während der andere mal durchatmen und sich auf andere Lebensbereiche fokussieren kann. Diese klare Trennung hilft, Überforderung zu vermeiden und sorgt für eine gerechtere Verteilung des Mental Loads.

Klare Kommunikation und Organisation

Um das Wechselmodell erfolgreich zu praktizieren, ist eine gute Organisation und klare Kommunikation essenziell. Nutzt gemeinsame Kalender für Termine, teilt Listen für anstehende Aufgaben und sorgt für eine regelmäßige Übergabe, bei der ihr euch über wichtige Informationen austauscht. Bezieht die Kinder mit ein, damit auch sie wissen, wer in der jeweiligen Woche DIE Haupt-Bezugsperson ist. Diese Struktur hilft nicht nur, den Mental Load zu teilen, sondern fördert auch das Verständnis und die Wertschätzung für die Arbeit des anderen.

Was ist zu tun?

Der erste Schritt besteht vor allem darin, das bisher Unsichtbare sichtbar zu machen. Erarbeitet gemeinsam eine detaillierte Liste aller routinemäßigen Aufgaben (dieser Mental-Load-Test könnte euch dabei als Grundlage dienen), die für ein gut laufendes Familienleben notwendig sind, inklusive deren Häufigkeit und Fristen. Beschreibt die Abhängigkeiten zwischen den Aufgaben, um die Komplexität zu verstehen. Beginnt damit, euch zu fragen, welche Organisationstätigkeiten für einen reibungslosen Familienalltag unerlässlich sind und wer welche Aufgaben in welcher Woche (Kinder-Woche/ Nicht-Kinder-Woche) übernehmen kann. Klärt also klar die Zuständigkeiten: Wer ist für was verantwortlich und kümmert sich um eventuelle Fehlerbehebungen oder Ersatzbeschaffungen. Wer bleibt zuhause, wenn der Nachwuchs krank ist usw. Es ist wichtig, dass beide die Rolle ernst nehmen und nichts aufgeschoben wird, bis der andere wieder dran ist, es sei denn, ihr habt euch dahingehend abgesprochen.

Reflexion und Evaluation

Außerdem ist es nötig, Prioritäten zu setzen und abzuklären, welche Aufgaben unerlässlich sind und wo eventuell Dinge reduziert oder pragmatischere Lösungen gefunden werden können. Arbeitet kontinuierlich an Verbesserungen, indem ihr regelmäßig reflektiert, wie die Aufteilung des Mental Load funktioniert. Was läuft gut und wo gibt es Herausforderungen? Lernt beide, Verantwortung abzugeben und dem Partner/ der Partnerin zu vertrauen, dass auch alternative Lösungswege zum Ziel führen können. Wertschätzt gegenseitig die Beiträge des anderen zum Familienleben und zeigt einander Dankbarkeit.

Mehr Zeit für dich

Das Schönste am Wechselmodell? In deiner „freien“ Woche hast du Zeit, dich auch mal auf dich selbst zu konzentrieren. Nutze diese Zeit, um Dinge zu tun, die dir guttun und deinen Akku wieder aufzuladen. Ob mal ordentlich ausschlafen, ein gutes Buch lesen oder Zeit mit Freunden verbringen – nutze die Gelegenheit, um Energie zu tanken. Plant auch bewusst Tage ein, an denen die ganze Familie entspannen kann und mal nichts auf dem Programm steht. Vergesst aber nicht, euch auch regelmäßig Zeit als Paar zu gönnen. Hier kann externe Unterstützung wie ein Babysitter oder eine Haushaltshilfe sinnvoll sein.

Me-Time für alle

Das Wechselmodell bietet eine wunderbare Möglichkeit, den Mental Load gerecht aufzuteilen und gleichzeitig jedem Elternteil wertvolle Me-Time zu schenken. Es erfordert zwar eine gute Portion Organisation und Kommunikation, aber die Vorteile – weniger Stress, mehr Zeit für dich – sind es definitiv wert. Du musst nicht alle Bälle alleine in der Luft halten, ihr könnt euch die Bälle auch gegenseitig zuspielen. Die Aufteilung hilft, den Mental Load zu managen und dabei auch noch für mehr Zeit für dich zu sorgen. Und nebenbei wird dadurch vielleicht sogar die eine oder andere Trennung verhindert. ; )

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